Spezialisierung zum Fachtierarzt für Klein- und Heimtiere – oder warum wir keine Giraffe behandeln

Wir haben uns zu Beginn unserer beruflichen Laufbahn für eine Spezialisierung entschieden, den Fachtierarzt für Klein- und Heimtiere. Warum haben wir uns so entschieden und was bedeutet eine solche Spezialisierung als Tierarzt?

Im Studium durchläuft man als Student alle Bereiche des Tierarztberufes - von Großtieren (Kühe, Pferde und Schweine) über Vögel und Reptilien hin zu Pathologie und Lebensmittelhygiene. Am Ende des fast sechsjährigen Studiums steht dann die Entscheidung an, was man in seinem beruflichen Leben wirklich tun möchte. Natürlich haben die meisten schon während des Studiums eine Priorität und absolvieren die Praktika in diesem Bereich. So war es auch bei uns. Wir haben bereits während des Studiums, so wir es konnten, Kleintierärzte begleitet. Schnell haben wir dabei festgestellt, wie wichtig es ist, nicht still zu stehen, sondern sich immer wieder zu fragen:  Gibt es vielleicht auch einen anderen Weg? Gibt es neue Erkenntnisse? Denn ohne den Drang die Erkrankungen unserer Tiere besser zu verstehen, zu diagnostizieren und zu behandeln, wären wir nicht dort, wo wir heute sind. Je mehr Wissen es über die einzelnen Spezies und ihre Erkrankungen gibt umso mehr drängt sich die Frage nach Spezialisierung auf, denn all das Wissen kann kaum ein Mensch vollständig überblicken und unmöglich Erfahrungen in allen Bereichen sammeln.

Wir haben uns also für eine Weiterbildung im Bereich Klein- und Heimtiere entschieden. Hierzu war es nötig eine Praxis oder eine Klinik zu finden, die eine Befugnis zur Weiterbildung auf diesem Gebiet hat. Die Klinik für Kleintiere der Universität Leipzig bot uns diese Möglichkeit.

Die Weiterbildungszeit dauert mindestens 4 Jahre. In dieser Zeit betreut man zusammen mit einem bereits ausgebildeten Fachtierarzt zahlreiche Patienten. Ein Katalog gibt vor, welche Behandlungen und Operationen aus allen medizinischen Bereichen (Innere Medizin, Augenheilkunde, Chirurgie, Neurologie, Anästhesie) durchgeführt werden müssen. Neben diesem praktischen Teil gehörte bei uns auch eine theoretische Weiterbildung dazu. Durch Spezialisten auf dem jeweiligen Gebiet erhielten wir in 15 Seminaren den Einblick in die aktuellen Standards der Diagnostik und Behandlung von Klein- und Heimtieren. Zusätzlich zu diesen beiden Komponenten muss sich ein angehender Fachtierarzt auch selbst wissenschaftlich mit Themen auseinandersetzen und dies in Artikeln in anerkannten Fachzeitschriften veröffentlichen. Bevor man sich aber nun endlich Fachtierarzt für Klein- und Heimtiere nennen darf, muss noch eine Abschlussprüfung vor zwei von der Tierärztekammer festgelegten Kollegen bestanden werden.

Wir haben beide diese vielen Schritte absolviert und sind immer noch mit unserer Entscheidung, die wir vor 10 Jahren getroffen haben, sehr glücklich – auch wenn Giraffen natürlich sehr schöne und interessante Tiere sind.